Offizielle Stellungnahme des Computerclubs NetGen e.V.

zum Bericht des Privatsenders RTL

über die Veranstaltung "FragShow 12"

 

Der Privatsender RTL hat am Montag, den 5. Juli 1999, im Regionalprogramm einen Beitrag über unsere Netzwerk-Spiele-Veranstaltung „FragShow 12" gesendet (eine soganannte LanParty), die am Samstag, den 3. Juli stattfand, und die von der Telekom sehr wirkungsvoll technisch unterstützt wurde.

Aufgrund der auffallend negativen und reißerischen Berichterstattung sehen wir uns gezwungen, zu dem Beitrag in drei Punkten offiziell Stellung zu beziehen.

1. Einige Fakten

Die Veranstaltungen bestehen lediglich darin, den Teilnehmern einen geeigneten Raum und die technische Basis zu beschaffen, damit diese dort ihr privates Hobby (Computerspielen im Netzwerk mit anwesenden Gleichgesinnten) auf ihren privaten Rechnern mit ihrer privaten Software in ebenso privater Übereinkunft ausüben können. Das restliche Programm der Veranstaltungen unterliegt (mit Ausnahme einer kollektiven Pizzabestellung) ganz der Eigeninitiative der Teilnehmer. Diese besteht zum Beispiel im Organisieren von Turnieren.

Der Verein macht niemandem irgendwelche Software oder Spielmöglichkeiten zugänglich. Auch und speziell macht der Verein also keinen Jugendlichen Spiele oder Computer zugänglich, die für Jugendliche ungeeignet wären, wie im RTL-Beitrag leider suggeriert wurde. Sollte das Organitionsteam darauf aufmerksam werden, daß ein Teilnehmer der Veranstaltung einem Jugendlichen ein für ihn ungeeignetes Spiel zugänglich macht, so würde dies unterbunden werden.

Die minderjährigen Teilnehmer der Veranstaltung (die übrigens nur eine Minderheit darstellten) versicherten vor der Teilnahme an der Veranstaltung selbst und durch ihre Erziehungsberechtigten schriftlich, daß sie sich über die jugendschutzrechtlichen Bestimmungen im Klaren sind, und sich auf der Veranstaltung demgemäß verhalten werden.

In dem Beitrag wurde gesagt, daß unser Verein für die Veranstaltung Eintritt nähme. Dazu ist zu betonen, daß es sich dabei lediglich um eine Kostenbeteiligung handelt, um den Aufwand zu decken. Der Computerclub NetGen ist konstitutionell zur Gemeinnützigkeit verpflichtet und ist nicht in erster Linie eigenwirtschaftlich tätig.

2. Die Form der Berichterstattung

Der RTL-Beitrag wurde im Rahmen eines Boulevard-Magazins gesendet und basierte darauf, in reißerischer Manier darzustellen, daß auf solchen Veranstaltungen, die es in Deutschland zuhauf gibt, sich Kinder an für sie verbotenen Kriegsspielen ergötzten. In übertriebener und mißverständliche Darstellung wurde die Veranstaltung an den Pranger gestellt.

Um nur ein Beispiel zu nennen:
In einer Szene zeigt die Kamera einen Jungen, der sichtbar zu jung für unsere Veranstaltung ist, auf einem Tisch sitzen, kommentiert mit der Aussage, daß wohl unsere Altersbegrenzung nicht funktioniere. Nicht zu ersehen war natürlich, daß der Junge, der sich ohne unser Wissen in der Halle befand, an keinem Spiel teilgenommen hatte, noch daß er nach kürzester Zeit mitsamt seinen Altersgenossen der Veranstaltung verwiesen wurde.

Es ist wohl unnötig zu betonen, daß der RTL-Beitrag über die statistische Häufigkeit von blutrünstigen Kriegsspielen oder von Teilnehmern auffallenden Charakters ein verzerrtes Bild bot, mit der Folge, daß dadurch der subjektive Eindruck von der Veranstaltung natürlich negativ beeinflußt wurde. Der Beitrag war ein Paradebeispiel für die groteske Einseitigkeit, die bei solcherart Boulevard-Journalismus Gang und Gäbe ist.

3. Das Restproblem

Nachdem nun hoffentlich die Mißverständnisse aus der Welt geschafft sind, die sich aus dem RTL-Beitrag zwangsläufig ergeben mußten, bleibt die Frage offen, wie mit dem „Restproblem" der nun einmal eingetretenen Imagebelastung von LanParties allgemein umzugehen ist.

Zwar wurde in dem Beitrag glücklicherweise weder der Name unseres Vereins, noch der unseres Sponsors (bzw. Unterstützers in technischer Hinsicht), der Telekom, genannt. Wir fühlen uns jedoch in dieser Hinsicht stellvertretend und verantwortlich für die gesamte deutsche LanParty-Szene.

Zwei Schritte, die man unternehmen kann, ohne sich unnötigerweise in eine Opferrolle zu begeben, sind bereits getan. Das ist zum einen diese offizielle Stellungnahme. Andererseits ist es unsere Warnung an die deutsche LanParty-Szene vor derartigen „Journalisten", verbundem mit dem Aufruf an alle wichtigen deutschen LanParty-Veranstalter, in Zukunft die Zusammenarbeit mit Privatsendern und Boulevardmagazinen zu boykottieren.

Es gibt kaum Veranstaltungen, an denen vorwiegend Jugendliche von 16 bis 26 Jahren teilnehmen, die so friedlich, einig und drogenfrei verlaufen wie LanParties. Wir hoffen, daß es uns und anderen LanParty-Veranstaltern auch in Zukunft möglich sein wird, LanParties auch für ältere Jugendliche unter 18 Jahren zugänglich zu machen, und daß es nicht nötig sein wird, um Sponsoren zu kämpfen.

 

Computerclub NetGen e.V.

Pinneberg, 6. Juli 1999